Die Entstehung der Zwerge
Dunkel waren die Zeiten, als diese alte Rasse das Licht der Welt erblickte. Götter und Daerunim stritten ebenso wie viele alte Rassen miteinander um Macht – getrieben von dem Wunsch, die Welt nach ihren Vorstellungen zu formen. Viel Wissen aus jener Zeit ist verloren gegangen, doch besagen einige alte Schriften dass zu jener Zeit Isguhram die ersten Zwerge aus Erz und Gestein formte.
Dieses Volk, welches oft auch als das “bärtige Volk” oder das „kleine Volk” bezeichnet wird, erkämpfte sich schnell einen kleinen Lebensraum in den tiefen der Unterwelt, wo sie sich in Sicherheit glaubten.
Selbst nachdem andere junge Völker den Umschwung auf der Oberwelt einleiteten und die alte Ordnung zerbrach, blieben die Zwerge in ihren Höhlen wo sie ihre angehäuften Schätze vor den Augen der anderen noch immer hüten. Durch dieses lange Leben in der Dunkelheit und die Nachbarschaft zu Völkern wie den Dunkelelfen und Orks wurden die körperlichen und charakterlichen Eigenschaften und Fähigkeiten dieses Volkes stark geprägt.
Das Erscheinungsbild der Zwerge
„Die meisten Zwerge – auch bekannt als kleines Volk oder bärtiges Volk – messen zwischen 1,10 m und 1,50 m, wodurch sie sich selbst in den niedrigsten Bergstollen und Gängen ohne Mühe bewegen können. Durch die harte Arbeit in diesen Stollen und seine kriegerische Einstellung hat das kleine Volk im Laufe der Jahrhunderte eine ausgeprägte Muskulatur und breite Statur entwickelt, wodurch Zwerge trotz ihrer Größe meist ebensoviel wiegen wie ein durchschnittlicher Mensch. Trotz dieser robusten Statur sind sie aber in keiner Weise ungeschickt oder langsam sondern uns Menschen an Geschicklichkeit und Geschwindigkeit oft mehr als ebenbürtig.
Weibliche Zwerge – auch wenn böse Zungen häufig anderes behaupten – haben keinen Bart. Männliche Zwerge hingegen tragen ihren langen, gut gepflegten und nicht selten zu ansprechenden Formen geflochtenen Bart voller Stolz und mit Würde, da er eine Art Statussymbol für das kleine Volk darstellt. Spöttische Bemerkungen und kleine Sticheleien in Bezug auf ihren Bart können daher für alle Beteiligten blutige Konsequenzen nach sich ziehen.
Ungeachtet der Länge ihres Bartes tragen Zwerge ihr Haupthaar oft kurz oder bevorzugen – wohl aus praktischen Gründen – gar eine Glatze.
Insgesamt wirkt das kleine Volk recht rau und mitunter auch ungehobelt, doch hat man die Zwerge einmal kennengelernt, wird man ihre Freundschaft schätzen.“
– Schoral Tatum aus Schoral Tatums Reisehandbuch –Die zwergische Gesellschaft
Die Ehre der Zwerge
Neben dem Glauben an Isguhram ist die Ehre ein fundamentaler Punkt in der Gesellschaft der Zwerge. Kein Zwerg würde je wissentlich eine Tat begehen, die seine Ehre und somit sein Ansehen vor Isguhram und seinem eigenen Volk befleckt. Kein Zwerg würde daher jemals einen am Boden liegenden Gegner niederstrecken oder dessen Kapitulation nicht annehmen, solange er die Kontrolle über seinen Körper hat. Ebensowenig würde er nie etwas stehlen oder betrügen, da in der Wahrheit und Aufrichtigkeit die Ehre und das Wohlwollen Isguhrams liegen.
Eine sagenumwobene Schrift – der Kodex des Isguhram – enthält all diese Gesetze und Gebote bezüglich der Ehre. Nach diesem heiligen Kodex, den sie als heilig betrachten, leben die Zwerge. Bislang ist nicht bekannt, dass Außenstehende jemals vollständig erfuhren, was in diesem Kodex niedergeschrieben wurde.
Der Glaube der Zwerge
Der Glaube zu Isguhram spielt eine elementare Rolle im Leben eines jeden Zwergen. Sowohl ihre Erschaffung durch Isguhram als auch sein Beistand und Schutz, den er ihnen seitdem beständig gewährt, hat eine starke Bindung des kleinen Volkes zu Isguhram hervorgerufen. Ihr ganzes Leben basiert daher auf seinen Lehren und seinem Kodex. Durch diesen hohen Stellenwert des Glaubens im Leben eines jeden Zwergen werden ebenso die Priester des Isguhram hoch geachtet und stets respektvoll behandelt. Sie haben nicht geringen Einfluss im Hohen Rat einer Zwergenstadt und werden nicht nur in geistlichen sondern auch in weltlichen Entscheidungen, die das Wohl der Stadt betreffen, zu Rate gezogen.
Durch diese enge Verknüpfung von Glaube und weltlichem Leben ist jeder Zwerg ohne Zögern bereit, selbst in größter Gefahr den Namen Isguhrams zu verteidigen oder sich für die Erfüllung einer göttlichen Aufgabe zu opfern, wenn dies erforderlich ist. Vermutlich ist es diese unvorstellbar enge Bindung an ihren Gott, die es dem kleinen Volk erlaubt, seine Stärke aus diesem Glauben zu schöpfen, um sich stets von neuem gegen die Gefahren der lichtlosen Welt zu stellen.
Gesellschaftliche Ordnung
Aufgrund ihres Lebens in der Düsternis der gefahrvollen Unterwelt haben sich die Zwerge dort schon früh stabile Zufluchtsorte gebaut, in denen Ordnung und Hierarchie herrschen.
Eine solche Zwergenstadt besteht aus mehreren Familien, die auch als Clans bezeichnet werden. An der Spitze eines Clans steht das Oberhaupt, das meist mit Weisheit und Stärke versucht, sowohl die Machtposition seines Clans in der Gesellschaft zu stärken als auch dem Wohl aller Zwerge selbst zu dienen. Die Oberhäupter aller Clans wählen in gewissen Abständen den Hohen Rat der Zwerge, an dessen Spitze der Fürst des Berges steht. Dieser Rat aus alten und weisen Zwergen aller Gesellschaftsschichten lenkt die Geschicke der Stadt und aller dort lebenden Zwerge.
Neben dem Hohen Rat gibt es noch eine zweite Macht mit starkem Einfluss: Die Priester Isguhrams. Sie besitzen unter den Zwergen einen hohen Status, da für alle Zwerge der Glaube an Isguhram eine herausragende Rolle in ihrem Leben spielt.
Doch auch unter den einzelnen Zwergen gibt es eine starke Hierarchie, die das Leben eines jeden einzelnen bestimmt. Haben die jungen Zwerge um das 50. Lebensjahr herum ihre Zeit in der Clanschule und ihre Ausbildung bei einem Handwerksmeister oder Krieger abgeschlossen, werden sie von einem Mentor in die Gesellschaft der Zwerge eingeführt. Dieser Mentor bestimmt von nun an ihr Handeln, ihre weitere Ausbildung und ihre Stellung. Behauptet sich ein junger Zwerg in den Augen seines Mentors, so wird er von nun an als vollwertiger Zwerg betrachtet, womit er sich immer mehr in die Gesellschaft einfügt.
Durch seinen schrittweisen Aufstieg in der Gesellschaft und der Hierarchie erhält er eine gewisse Befugnis, anderen jungen Zwergen Befehle zu erteilen. Aber auch er selbst steht noch immer solange unter Beobachtung seines Mentors, bis er sich endgültig bewiesen und den letzten Schritt zum erwachsenen Zwergen vollendet hat.
Nun, da er mit dem gleichen Respekt wie alle erwachsenen Zwerge behandelt wird, darf auch er als Mentor fungieren und andere junge Zwerge ausbilden. Diesen Rang behält er, bis er vom Hohen Rat selbst in den höchsten Stand erhoben wird. Dies wird allerdings nur von sehr wenigen Zwergen erreicht, die dann zwar große Befugnisse besitzen, aber auch große Verantwortung tragen und wichtige Pflichten zu erfüllen haben. Stets müssen sie bereit sein, ihrem Volk und Isguhram mit all ihrer Kraft zu dienen.
Die Bedeutung von Hab und Gut
Gold, Schätze und Reichtümer spielen eine große Rolle im Leben der Zwerge. Manche behaupten, sie besäßen eine so enge Verbundenheit zu kostbaren Erzen und Steinen, weil sie angeblich von Isguhram aus ihnen geschaffen wurden. Der wirkliche Grund ist aber wohl, dass die Zwerge sich an der natürlichen Schönheit dieser Dinge sehr erfreuen und daher versuchen, ihrer habhaft zu werden. Meist lagern sie ihre Reichtümer einfach nur in verborgenen Schatzkammern um sich an diesem Anblick zu erfreuen. Zeitweise nutzen sie auch Teile ihres Vermögens, um daraus neue „Kunstwerke“ zu schaffen oder es gegen andere wertvolle Gegenstände zu tauschen.
Verhalten gegenüber anderen Völkern
Allgemein
Aufgrund der Abgeschiedenheit und der Gefahren der Unterwelt hat sich bei den Zwergen ein starker Beschützerinstinkt gegenüber dem eigenen Volk entwickelt. Alles, was ihrer Welt fremd ist, betrachten sie voller Misstrauen oft als falsch, wobei sie stark von Vorurteilen und Ängsten geprägt sind. Besonders betrifft dies die wilde See und die Magie, da beides zwei Elemente sind, die nur ausgesprochen selten in ihrem Lebensraum vorkommen. Doch auch gegenüber anderen Rassen reagieren Zwerge oft misstrauisch und abweisend. Ausnahmen hiervon bilden einzig Handelsgeschäfte, wo ihre große Sturheit und ihr Gespür für Gold – böse Zungen nennen es auch Goldgier – ihre Handelspartner oft in den Wahnsinn treiben.
Im völligen Gegensatz zu ihrem Misstrauen und ihrer abweisenden Art gegenüber anderen Völkern steht hingegen ihr Verhalten untereinander, wo sie zwar eine starke Hierarchie aufrechterhalten, aber jeder Zwerg den anderen nahezu uneingeschränkt unterstützt und ihm zur Seite steht. Nicht ungefährlich ist es daher, den Zorn eines Zwergen auf sich zu ziehen, da man sich dadurch dem Zorn des ganzen Volkes aussetzt, der nahezu ein Leben lang anhält. Diesem gegenüber steht die Freundschaft der Zwerge. Schafft man es, das Vertrauen eines Zwergen zu erlangen, gelangt man in den Genuss einer starken Freundschaft, die ebenso ein Leben lang anhält, sofern nicht etwas Unerhörtes und diese Freundschaft Belastendes geschieht. Wer auf eine solche Freundschaft bauen kann, wird von allen Zwergen mit Respekt behandelt und kann sich in wahrer Not stets auf ihre Unterstützung verlassen.
Auch wenn Zwerge gegenüber anderen Völkern zunächst ihr hartes und arbeitsreiches Leben betonen, haben sie in manchen Eigenheiten ihres Lebens auch menschenähnliche Züge. So lieben sie es beispielsweise sich ebenso wie die Menschen in Schenken und Spelunken dem Genuss des Bieres hinzugeben und einer spannenden Geschichte zu lauschen. Sollten sie dabei ab und an einer Schlägerei beiwohnen können, ist ihnen dies gewiss nicht unlieb, denn nicht ohne Grund haben sie den Ruf, raue Gesellen zu sein.
Dunkelelfen
Wenngleich die Dunkelelfen durch ihre Anmut und kultivierte Lebensweise erscheinen, als wären sie zu keiner bösen Tat fähig, wissen Zwerge um die intrigante Art, mit der sie ihre finsteren Ziele zu erreichen versuchen. Durch ihre Verachtung des Zwergenvolkes, ihr Machtstreben und ihr rücksichtsloses oftmals gut verborgenes Vorgehen haben sich die Dunkelelfen bereits mehr als einmal den Zorn der Zwerge zugezogen. Blutige Auseinandersetzungen sind nicht selten, wenn beide Völker aufeinandertreffen. Zusätzlich zur unterschiedlichen Lebensweise und den unterschiedlichen, unvereinbaren Ansichten schüren auch ständige Konflikte um den gleichen Lebensraum die Wut des kleinen Volkes derart, dass man mittlerweile schon von einem regelrechten Hass auf die Dunkelelfen sprechen kann.
Elfen
Einst verband diese beiden Rassen des Lichts ein tiefes Band der Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Zusammen bildeten sie ein Bollwerk gegen die Völker der Dunkelheit. Durch ihre unterschiedliche Einstellung zum Leben und zur Welt mit all ihren Geschöpfen haben sich beide Völker jedoch mehr und mehr auseinandergelebt. Trotz allem hegen Zwerge, auch wenn sie oft nicht verstehen, was das edle Volk zu seinen Handlungen bewegt, in gewisser Weise Respekt für die Elfen.
Mag es auch hin und wieder zu Meinungsverschiedenheiten kommen, so stehen doch beide Rassen noch immer für den gemeinsamen Kampf gegen die finsteren und widernatürlichen Mächte ein.
Menschen
Gegenüber den Menschen haben Zwerge eine zwiespältige Meinung. Einerseits verachten sie dieses schnelllebige Volk, das nie die gleiche Perfektion und Erfahrung wie ein ausgewachsener Zwerg erreichen kann, andererseits bewundern sie manche Menschen, die es mit ihrer Hingabe schaffen, die Welt zum Guten zu ändern.
Allerdings lässt sich durch die Vielschichtigkeit der Menschen kein eindeutiges Verhalten ihnen gegenüber festlegen, weswegen die Zwerge meist eine neutralen bis freundliche Einstellung ihnen gegenüber einnehmen.
Orks
Mit dieser brutalen, blutigen und groben Rasse verbindet das Volk der Zwerge nur eine gemeinsame Sache: Der gegenseitige Hass aufeinander.
In den Augen der Zwerge sind die Orks ein Schandfleck, der durch die Kraft Isguhrams irgendwann unweigerlich zerschmettert werden muss. Sie symbolisieren mehr als alle anderen Völker die rohe und zerstörerische Gewalt des Bösen, das zum Wohle aller guten Völker ausgemerzt werden muss.
In vergangenen Zeiten kämpften Zwerge und Orks oft in den Schluchten und Klüften der Bergwelt sowohl um den Lebensraum wie um dort versteckte Schätze. Blutige Auseinandersetzungen haben den Hass des kleinen Volkes auf die Orks derart geschürt, dass nur ein Ork mit einem zerschmetterten Schädel für gut befunden wird.
Werwesen und Vampire
Viele Angehörige des kleinen Volkes wissen nicht um die Existenz dieser Rassen. Selbst die Zwerge, die jemals etwas von solchen Gestalten gehört haben, kennen doch nicht viel mehr als diese Namen und halten sie für einen Mythos. Einzig in alten nur wenigen zugänglichen Schriften finden sich bruchstückhafte Informationen über das böse Wesen der Vampire und die Unnatürlichkeit der Werwesen.
Die besonderen Gaben der Zwerge
Das Handwerk der Zwerge
Die Handwerkskunst der Zwerge ist legendär. Kaum ein anderes Volk hat je diese Perfektion im Umgang mit Erzen, Metallen und Steinen erlangt. Wahre Kunstwerke, die nur wenige Außenstehende sehen durften, sind schon aus Zwergenhand entstanden und über Jahrhunderte gesammelt worden. Nahezu alle Schmiede oder Steinmetze arbeiten mit viel Geduld aber dennoch großem Eifer und Ehrgeiz an ihren metallenen oder steinernen Werken, um sich selbst vor den Augen Isguhrams und ihrer Gesellschaft zu beweisen.
Doch auch andere Handwerksberufe haben das kleine Volk auf ihre eigene Weise stark geprägt. Vor allem die Braukunst ist ein hochgeschätzter und angesehener Beruf in der zwergischen Gesellschaft. Nicht wenige Außenstehende, so sagt man, würden einiges dafür geben, einmal in den Genuss zu kommen, Bier eines zwergischen Braumeisters kosten zu dürfen.
Isguhrams Geschenke an die Zwerge
Als Isguhram das Volk der Zwerge schuf und ihnen die lichtlose Welt unter den Bergen zur Heimat gab, schenkte er ihnen auch eine besondere Gabe, um ihnen das Leben dort zu erleichtern. Durch seine Gnade ist es Zwergen möglich, in der Dunkelheit des Berges oder der Nacht weitaus besser zu sehen als Menschen.
Im Laufe der Zeit entwickelten manche Zwerge durch langjährige Disziplin und ihre Hingabe zu Isguhram zudem noch eine weitere Fähigkeit. Im Kampf oder in großer Gefahr vermochten sie es, sich in eine geradezu berserkerhafte Wut hineinzusteigern. Bis in die heutige Zeit ist dies eine seltene Gabe des kleinen Volkes, und jeder, der bei Verstand ist, sollte ihre Auswirkungen nicht unterschätzen und den Zorn eines solchen Zwergenkämpfers wecken.
Es ist eine ebenso primitive wie wirkungsvolle Kampftechnik bei der die Kämpfer in eine solche Wut geraten, dass sie sich nur noch auf die Ursache ihres Zorns konzentrieren. Ihr Herz beginnt schneller Blut durch ihren stämmigen Körper zu pumpen, während die Muskeln in wenigen Augenblicken wachsen. Ihr Blick scheint sich dabei erst zu verklären bis er letztendlich fest auf dem Gegner ruht. Am schlimmsten ist jedoch das rötliche Glühen, das auf dem Höhepunkt dieser unvorstellbaren Wut den Körper dieser Zwerge wie eine Aura sichtbar umhüllt. Dies ist der Augenblick, in dem sie in solche Wildheit verfallen, dass sie sich nicht mehr beherrschen können und ohne Rücksicht und Vorsicht vollkommen unberechenbar angreifen, was auch immer sie bedroht.
Wenngleich dies in manchen Fällen auch nicht gerade von Vorteil sein mag, so sind diese Kämpfer doch trotz allem der Schrecken ihrer Feinde. In ihrem Volk hingegen genießen sie hohes Ansehen und Respekt, da sie von Isguhram für würdig befunden wurden, Berserker zu werden. Kinder und Alte gleichermaßen bewundern ihren Mut und ihre feste Entschlossenheit, für das Gute und zum Ruhme Isguhrams zu kämpfen.