Das Erscheinungsbild des dunklen Volkes
„Die Dunkelelfen – so wird das dunkle Volk aufgrund seines Aussehens gewöhnlich genannt – sind von ihrer Statur ein wenig kleiner als Elfen. Abgesehen davon sind aber auch sie von schlanker, teils auch athletischer Gestalt, und vermögen sich ebenso anmutig und fließend zu bewegen.
Ihre Haut gleicht dunklem Samt mit einem matten Schimmer. Manche sagen, dass sie wie bläulich schimmerndes Schwarz wirkt, andere Quellen wissen hingegen von tiefdunkelbrauner Hautfarbe zu berichten. Die Elfen hingegen berichten, dass beides stimmt. Ich gehe daher davon aus, dass es verschiedene Hauttönungen gibt. Ob das dunkle Volk in dieser Beziehung der Gegenpart zu den Elfen ist?
Noch deutlicher wird die Ähnlichkeit zu den Elfen, wenn ich genauer über das Aussehen berichte. Alle Männer des dunklen Volkes haben keinen Bartwuchs sondern eine ebenso glatte und makellose Haut wie die Frauen. Ihr langes und vor allem fülliges Haupthaar lassen sie entweder frei herabhängen oder flechten es zu kunstvollen Frisuren zusammen. Allerdings ist die Farbvielfalt nicht sonderlich groß. Neben silberweißem, schneeweißem und grauweißem Haar fiel mir lediglich noch hellblondes und mattes hellbraunes Haar auf.
Hoch ansetzende Wangenknochen, eine zierliche Nase und mandelförmige Augen, die von schmalen Augenbrauen betont werden, sind neben spitz zulaufenden Ohren auch bei ihnen die hervorstechenden Gesichtsmerkmale. Gerade die Ohren betonen manche Frauen des dunklen Volkes übrigens besonders, indem sie das helle Haar so mit einem Haarreif zusammenbinden, dass es knapp über den Ohren in den Nacken fällt und einen wunderbaren Kontrast zu ihnen bildet.
Ganz im Gegensatz zu der geringen Farbvielfalt ihres Haares verfügt das dunkle Volk über ein weites Spektrum von Augenfarben. Berichtet wurde mir vor allem von braunen, saphirblauen und goldenen Augen. Aber auch Dunkelelfen mit violetten Augen wurden bereits gesichtet.
Sieht man von den goldenen oder violetten Augen ab, könnten die Augenfarben auch gut auf Menschen zutreffen, wenngleich die Ähnlichkeit zu denen der Elfen nicht zu leugnen ist. Als Erkennungsmerkmal für Dunkelelfen sollte man besser nicht auf die Augenfarbe vertrauen. Nur allzu leicht, kann man durch sie getäuscht werden.
Es ist schon erstaunlich, wie nicht nur die Frauen sondern auch die Männer des dunklen Volkes es verstehen , ihren Körper stets auf beste Weise darzustellen. Selbst in Lumpen gehüllt könnten sie ihr unverbrauchtes, geradezu jugendlich frisches Aussehen nicht verbergen. Überdies vermochte ich weder bei den Männern noch bei den Frauen Falten zu entdecken. Ob sich ihr Haar im Alter aufhellt konnte ich aufgrund der hellen Haarfarben nicht erkennen, doch vermute ich es, da das dunkle Volk auch sonst den Elfen stark im Aussehen ähnelt. Auf jeden Fall verstehen es besonders die Frauen vortrefflich, ihre Reize derart gut einzusetzen, dass sie auch ohne Schwert vielen Männerherzen den Todesstoß versetzen können.“
– Schoral Tatum aus Schoral Tatums Reisehandbuch, die Völker Ashkantras –Die dunkelelfische Gesellschaft
Die Heimat der Dunkelelfen
Die lichtlosen Höhlen tief unterhalb der Oberfläche sind die Heimat der Dunkelelfen. Ihre in magischem Licht glühenden Städte aus feinstem Basalt liegen in gewaltigen Kavernen, deren Böden mit den seltsamsten Pflanzen und Kristallen übersät sind. Eine Welt voller Gefahren ist es, so dass dieses Volk einen beständigen Kampf um sein Überleben führt. Doch nicht allein die Kreaturen dieser lichtlosen Welt sind ihre Feinde, auch das ebenfalls in den Tiefen lebende Zwergenvolk stellt für sie ein ewiges Ärgernis und eine Bedrohung ihrer Interessen dar.
Die Gesellschaft der Dunkelelfen – Ein Überblick
Ebenso wie die Elfen lebt das dunkle Volk in weit verstreuten Städten. Allerdings verfügen diese Städte nicht über den Zusammenhalt elfischer Städte sondern sind größtenteils auf sich allein gestellt.
Eine Stadt besteht immer aus dem Zusammenschluss mehrerer Häuser, die untereinander im ewigen Wettstreit liegen. Es ist nicht nur eine Frage der Macht sondern auch des Überlebens, das stärkste Haus zu sein oder ihm zumindest dienen zu dürfen.
Geführt wird eine Stadt durch einen Rat der ältesten Häuser und der Stadtherrin, die vom obersten Haus gestellt wird und gewöhnlich auch dessen Matriarchin ist. Aber auch die anderen Häuser können Einfluss nehmen, wenn ihre Matriarchinnen im Rat sitzen oder sie ihre Dienste den anderen Häusern – vielleicht gar dem obersten Haus – anbieten. So gibt es neben geachteten Adelshäuseern auch angesehene Handels- oder Söldnerhäuser, die jeweils auf ihre Art versuchen, nicht nur zu überleben sondern auch ihren Rang zu verbessern. Nicht selten kommt es zu Allianzen, die aber ebenso rasch beendet werden können wie sie gegründet wurden. Intrigen, Bündnisse, Bestechung, Einschüchterung und Mord sind beliebte Mittel, um die Position des eigenen Hauses abzusichern. Das Spiel des Rates – wie man diese Praktiken nennt – überleben nur die stärksten Häuser. Die schwachen fallen dem Spiel zum Opfer.
Die Matriarchinnen der Häuser stehen in ihrem Rang unter der Stadtherrin und dem Rat. Innerhalb ihrer Häuser legen sie die weitere Rangfolge fest. Gewöhnlich nehmen Berater beiderlei Geschlechts die Ränge direkt unter ihr ein. Nach ihnen folgen die Priesterinnen und Magier, die Krieger und schließlich die Dienstboten und Sklaven. Doch selbst jenen geht es im Vergleich zur restlichen Gesellschaft der Dunkelelfen noch sehr gut.
Die freien Dunkelelfen, die nicht im Dienst eines Hauses stehen, führen ein äußerst unsicheres Leben, da sie natürlich kein Haus haben, das ihnen Schutz bietet. Wer sie auf der Straße tötet, muss gewöhnlich keine Konsequenzen fürchten, da es niemanden gibt, der sich für sie einsetzt. Manche dieser freien Dunkelelfen schaffen es aber trotz allem, zu einem gewissen Ansehen zu gelangen, indem sie auf ihre Fähigkeiten vertrauen und ihre Dienste den Häusern zur Verfügung stellen. Es kann sich hierbei um gerissene Händler, begnadete Musiker, hübsche Gespielinnen für die Nacht oder auch geschickte Attentäter handeln. Durch ihre Begabungen – und ihre gelegentliche Arbeit als Spione oder Informanten – sind sie für die Matriarchinnen unentberlich. Zudem verfügen manche der freien Dunkelelfen auch über heimliche Kontakte zur untersten Schicht innerhalb der dunkelelfischen Gesellschaft – den Ausgestoßenen. Solche Dunkelelfen waren einst Krieger, die durch den Fall ihres Hauses ihr Ansehen verloren haben. Da sie nicht in der Lage waren, ihr Haus zu verteidigen, aber trotzdem überlebt haben, müssen sie daher bis zu ihrem Tod in Schande leben oder eine andere Heimat und neue Aufgabe finden. Da sie ihr Ansehen nur in einem neuen Haus zurückgewinnen können, sind solche Dunkelelfen bereit alles zu tun, um wieder in den Dienst eines solchen treten zu können. Selbst wenn sie dort der sichere Tod erwarteten sollte, könnte sie dies nicht abschrecken.
Die Gesellschaft der Dunkelelfen – Die Priesterinnen der Shiraleth
Eine besondere Stellung innerhalb der dunkelelfischen Gesellschaft nehmen die Priesterinnen der Shiraleth ein. Sobald die jungen Frauen, die Priesterinnen werden sollen, ihr vierundzwanzigstes Lebensjahr vollenden, werden sie in den Tempeldienst eingeführt und für die nächsten sechs Jahre in den Lehren der Shiraleth unterwiesen. Haben sie die grundsätzlichen Rituale und Verhaltensweisen im Tempel erlernt und sich damit den Rang einer Tempeldienerin verdient, folgen für die fähigsten von ihnen sechs weitere Jahre, die sich mit der Ausbildung zur jungen Priesterin beschäftigen. Im Alter von sechsunddreißig Jahren haben die Tempeldienerinnen schließlich ihre Ausbildung beendet und dürfen offiziell den Titel einer Shiralethpriesterin tragen. Kehren sie mit diesem in ihr Haus zurück, können sie als Beraterinnen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss erlangen, der sich noch vergrößert je weiter sie in der Priesterschaft aufsteigen. Das Wort einer Hohepriesterin kann gar mehr gelten als das der Matriarchin eines Hauses – wenn die Hohepriesterin nicht ohnehin bereits die Matriarchin ist.
Im Umgang mit Priesterinnen der Shiraleth ist daher für alle Dunkelelfen – sowohl Männer als auch Frauen – größte Vorsicht geraten. Ein falsches Wort über sie oder ihnen gegenüber kann für das eigene Schicksal nicht gerade angenehme Folgen nach sich ziehen, und den Zorn einer Hohepriesterin sollten selbst die mächtigsten Matriarchinnen fürchten.
Die Gesellschaft der Dunkelelfen – Ansehen und Anerkennung
Das ganze Leben der Dunkelelfen ist von ihrem gesellschaftlichen Rang und der Anerkennung ihrer Fähigkeiten durch ihr Volk bestimmt. Sie betrachten es nicht nur als Notwendigkeit und Pflicht sondern genießen es geradezu, die an sie gestellten Erwartungen erfüllen oder gar übertreffen zu können. Es erfüllt sie mit Zufriedenheit und großem Stolz, wenn man ihnen dafür Achtung zollt.
Auch die Treue zu ihrem Wort muss unter diesem Aspekt betrachtet werden. Nicht wegen ihrer inneren Überzeugung und Moral sondern der Notwendigkeit, der Pflicht und ihres Rufes wegen halten Dunkelelfen ihre Versprechen. Gelingt ihnen der Schachzug, lediglich den Wortlaut und nicht das Versprechen selbst einhalten zu müssen, ist ihnen der stille Respekt ihres Volkes sicher, auch wenn niemand dies laut verkünden wird.
Angesichts solcher Umstände sind die Angehörigen eines Hauses äußerst stolz darauf, dass sie stets loyal zu ihrem Haus stehen und die Befehle ihrer Matriarchin bis in den Tod hinein befolgen. Für Verräter an ihrem Haus empfinden sie nur Verachtung. Jedoch hindert sie all dies freilich nicht daran, für ihre eigenen Pläne mögliche Schlupflöcher zu suchen.
Die Bedeutung des Standes – Angemessenes Verhalten
Im dunklen Volk wird großer Wert auf das richtige gesellschaftliche Verhalten gelegt. Es ist daher äußerst wichtig, dass man sich einander stets mit der angemessenen Höflichkeit behandelt und den jeweiligen Rang achtet. Selbst eine allzu lockere Begrüßung oder eine zu unbedachte Auswahl der Kleidung kann bereits als Beleidigung gegenüber höhergestellten Dunkelelfen gelten. Was genau hinsichtlich des Verhaltens und der Kleidung angemessen ist, lässt sich manchmal nur schwer sagen. Gewöhnlich gilt aber, dass die Situation, der eigene Rang und der des Gegenübers berücksichtigt werden sollten. Natürlich kann sich eine Matriarchin gegenüber ihren Untergebenen etwas mehr Freiheiten nehmen, doch selbst sie sollte die Grenzen nicht allzu weit austesten.
Die Bedeutung des Standes – Konsequenzen falschen Verhaltens
Erfüllen Dunkelelfen durch unüberlegtes Handeln nicht die Erwartungen oder verhalten sich für ihren Stand unangemessen, hat dies selbstverständlich kleinere oder größere Folgen. Mag man in der Stille des eigenen Hauses oder unter Verbündeten auch über gewisse Fehler hinwegsehen, so sind diese in der Öffentlichkeit nicht mehr hinzunehmen.
Dunkelelfen, die ihr Ansehen durch eine persönliche Verfehlung verloren haben, können entweder auf Vergebung hoffen oder nach einer Möglichkeit suchen, um ihren Fehler zu sühnen. Schlimmer trifft es die Überlebenden eines gefallenen Hauses. Sie werden gewöhnlich zu Ausgestoßenen erklärt und vertrieben. In der Öffentlichkeit werden solche Dunkelelfen keine Arbeit, keine Verbündeten und mit Sicherheit keine Freunde finden. Doch haben sie wenigstens ihr Leben gerettet und damit die Hoffnung, fern der Heimat erneut einem Haus dienen zu können, um so ihr Ansehen zurückzugewinnen. Spione, Verräter oder Befehlsverweigerer innerhalb eines Hauses werden hingegen erbarmungslos zum schmählichsten aller Tode verurteilt – dem Erhängen. Sie haben sogar die Möglichkeit auf ein angenehmes Nachleben im Reiche ihrer dunklen Daerunimfürstin verwirkt.
Das Spiel des Rates – Ehrenhaftes und unehrenhaftes Handeln
Wer sich gar auf das Spiel des Rates einlässt und daran teilnimmt, beschreitet einen wirklich gefährlichen Weg. Ehrenhaftes Handeln im dunkelelfischen Sinne wird vorausgesetzt, und unehrenhaftes Handeln kann zu schrecklichen Konsequenzen führen.
Ehrenhaft zu handeln bedeutet in diesem Fall vor allem, die Form zu wahren. Intrigen und Angriffe werden nicht in der Öffentlichkeit ausgeführt, da in keinem Fall ein Verdacht auf das intrigierende Haus fallen darf. Zudem gebietet es die Ehre, dass einmal geschlossene Verträge, Bündnisse und Allianzen nach außen hin stets eingehalten werden bis sie entweder abgelaufen sind oder im gegenseitigen Einverständnis aufgelöst werden.
Ein Haus, das bei einem offenen Bruch eines Vertrages oder einer Allianz ertappt wird, riskiert es, für unehrenhaft erklärt zu werden. Die damit verbundene Schande fällt nicht nur auf das Haus selbst sondern vor allem auf die Matriarchin des Hauses zurück. Um die Ehre des Hauses wiederherzustellen ist es daher erforderlich, dass die Matriarchin ihre Tat sühnt, indem sie sich selbst rituell Shiraleth opfert. Falls sie sich dazu entscheidet, lieber in Schande zu leben, und damit auch ihr Haus zu beflecken, ist sie beständig ein Ziel für die Angriffe anderer Häuser. Sie wird niemals in Sicherheit leben oder ihr Haus in Sicherheit wissen können. Unterstützung wird sie dann nicht einmal mehr im eigenen Haus erfahren.
Das Verhalten der Dunkelelfen zueinander
Der Umgang miteinander ist nicht immer einfach für das dunkle Volk. Aus den einst elfischen Prinzipien von Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt hat sich ein besonderes Verständnis von Pflichtgefühl und ehrenhaftem Verhalten entwickelt. Nur dies verhindert, dass sich die Dunkelelfen im Streben nach Einfluss, Macht und dem Wohlwollen ihrer dunklen Fürstin willkürlich gegeneinander ausspielen.
Ein Blick auf das Alltagsleben des dunklen Volkes offenbart, dass sie die Liebe zur Schönheit, zur Perfektion und zu künstlerischer Begabung nicht verloren haben und auch ein anderer Teil ihres elfischen Erbes noch immer existiert. Dunkelelfen können einander innig lieben und – bis zu einem gewissen Grad – auch vertrauen. Doch die dunklen Einflüsterungen der Shiraleth lassen sich nicht vollkommen vernachlässigen, weswegen es absolutes oder bedingungsloses Vertrauen nur sehr selten in der dunkelelfischen Gesellschaft gibt. Mag dies auch zunächst nur schwer vorstellbar sein, angesichts der harten Strafen für offenen Verrat, so sollte man doch bedenken, dass trotzdem stets die Gefahr besteht, einer Intrige zum Opfer zu fallen. Der beste Freund, selbst die eigene Schwester kann zu einem gefährlichen Feind werden, wenn es ihm oder ihr großen Nutzen bringt. So müssen sich Freundschaft und Liebe stets der Vorsicht unterwerfen – egal wie schmerzlich dies manchmal sein mag.
Nicht immer leicht ist es für Dunkelelfen ihre wilde Seite zu kontrollieren und ihre Gefühle im Zaum zu halten. Dennoch versuchen sie vor allem ihren Wehmut bei der Erinnerung an alte Zeiten zu verbergen, denn selbst die kleinste Blöße oder Schwäche wird von anderen zum eigenen Vorteil ausgenutzt. Einfacher ist es für sie, ihre dunkleren Gefühle und vor allem ihre Wut auszudrücken – ein Verhalten, dass Shiraleth gewiss nicht unangenehm sein dürfte.
Dunkelelfen & der Tod
Obgleich Dunkelelfen eigentlich ein hohes Alter erreichen könnten, vergehen häufig nur einige Jahrhunderte – höchstens ein Jahrtausend – bis zu ihrem Tod, denn viele sterben schon früh durch Attentate, rituellen Selbstmord oder im Kampf. Entsprechend ihres Standes im Leben und des Wohlwollens ihrer dunklen Fürstin können sie in ihrem Reich ein Leben voller Freuden, Wohlstand und Anerkennung führen oder aber als Untergebene, Diener oder gar Sklaven auf ewig den Mächtigen dienen.
Jene, die durch rituellen Selbstmord zu Tode kommen, nehmen ihr Schicksal daher nicht leichten Herzens an, denn wer kann sich des Wohlwollens der dunklen Daerunim schon wirklich sicher sein? Wer kennt schon ihre Launen? Ähnlich unsicher ist das Schicksal jener, die im Kampf fallen. Zwar können ihre Treue und ihr Pflichtgefühl nicht angezweifelt werden, doch waren sie durch ihren Tod nicht in der Lage ihre Aufgabe zu vollenden, so dass unsicher ist, wie Shiraleth entscheiden wird. Eine angesehene Matriarchin hingegen kann auch im Reich der dunklen Fürstin über ein Haus herrschen, während eine hochgeachtete Priesterin mit etwas Glück vielleicht zum Kreis der Priesterinnen um Shiraleth selbst gehören wird.
Da ein angenehmes Nachleben stark vom Wohlwollen der finsteren Daerunim abhängt, sind alle Dunkelelfen sehr darum bemüht, ihr zu gefallen. Nur selten gibt es Dunkelelfen, die sich von ihr abwenden und die mühsame Suche nach ihrem alten Glauben auf sich nehmen. Ein Teil von ihnen soll es geschafft haben und nach ihrem Tode ins Reich der Elfengöttinnen gelangt sein, andere hingegen sollen nach ihrem Tode nur bei Omantis Aufnahme gefunden haben, da sie für die heiligen Wälder nicht bereit waren. Hin und wieder erzählt man sich auch von Baeldhains, den Seelen jener Dunkelelfen, die von Daerunim und Göttern gleichermaßen verlassen die Welt der Sterblichen auf der Suche nach Erlösung durchstreifen. Wenngleich sie wohl bei Omantis oder vielleicht sogar den Elfengöttern auf Vergebung hoffen könnten, ist ihre Abneigung gegenüber ihnen noch zu groß, um selbst dazu bereit zu sein. Am Ende werden viele dieser Banshees oft wahnsinnig und greifen voller Wut jeden Elfen an, den sie erblicken. Nur wenige schaffen schließlich den letzten Schritt zur Erlösung und verlassen die Welt der Sterblichen mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, wenn sie die heiligen Wälder spüren.
Verhalten gegenüber anderen Völkern
Allgemein
Aus der Angst heraus, mit allen Mitteln sein Überleben sichern zu müssen, hat das dunkle Volk eine von Vorsicht und Misstrauen geprägte Abneigung gegenüber anderen Rassen entwickelt. Im Kampf um ihren Lebensraum ist ihnen jedes Mittel recht. Unaufrichtigkeit und Hinterlist dabei sind für sie keine Schande sondern eine Notwendigkeit, weswegen sie auch die Kunst der Intrige nicht nur im eigenen Volk sondern auch im Umgang mit Verbündeten und Gegnern in anderen Völkern nutzen. Denn da sie durch ihre Lebensweise bereits Jahrhunderte lang überlebt haben und ganze Städte aufbauen konnten, sind sie von ihr absolut überzeugt und betrachten sie als perfekt. Ausgehend davon blicken sie mit entsprechender Verachtung oder zumindest Ungläubigkeit auf jene jungen Völker herab, die eine andere Sichtweise von ehrenhaftem Verhalten haben oder dies gar nicht kennen.
Elfen
Obgleich der Konflikt schon Äonen währt, fühlen sich Dunkelelfen noch immer eng mit dem lichten Volk verbunden und betrachten es als einzig kulturell ebenbürtig, weswegen Elfen trotz aller Unterschiede und Zerwürfnisse stets mit gebührendem Respekt behandelt werden. Da aber alles andere als Frieden zwischen beiden Völkern herrscht, kommt es immer wieder zu teils blutig endenden Streitereien.
Es ist eine einzigartige innige Beziehung, die in dieser Form wohl niemals von anderen Völkern verstanden werden kann. Es ist der Ursprung und die Lösung auf die Frage, was das dunkle Volk ausmacht.
Die uralte Konflikt in ihrem Inneren treibt sie, hetzt sie von Tag zu Tag durch die Jahrhunderte ihres Lebens und lässt sie das suchen, wonach sich auch ihre Verwandten sehnen: Geborgenheit, Ruhe und Frieden. Doch stets von neuem werden beide Völker an ihre dunkle Vergangenheit erinnert, wenn sie aufeinandertreffen, weswegen Abneigung oder gar neidvoller Zorn des dunklen auf das helle Volk nicht ungewöhnlich ist. Für alles, was sie einst hinter sich ließen, machen Dunkelelfen ihre hellhäutigen Verwandten verantwortlich, wobei sie in ihrer Wut und ihrer Verbitterung nur zu gern übersehen, dass es die Dunkelheit in ihnen war, die zur Trennung führte. Ausgehend von dieser Verbitterung haben sich im Laufe der Zeit durch die Einflüsterungen der Shiraleth ihre einst reinen Herzen mehr und mehr verdunkelt. Immer schwieriger wird es daher, noch Dunkelelfen zu finden, die gegen die Finsternis in sich ankämpfen und ihr zu entfliehen suchen. Wenngleich es vorkommen mag, dass sich Elfen und Dunkelelfen ohne Konflikte trennen, so sind doch Fälle, in denen ein Dunkelelf mit aufrichtigem Herzen und in Frieden zu seinen Verwandten zurückkehrte, selten.
Menschen
„Wohin gehst du, Menschenkind? Welcher Schritt ist dein nächster? Bist du unter allen jungen Rassen vielleicht der unseren am ähnlichsten? Nicht dass ich das jemals zugeben könnte, doch vielleicht seid ihr die neuen Herrscher dieser Welt. Nur so ein Gedanke …“
Die Menschen, so geben Dunkelelfen nur ungern zu, wurden von ihnen lange unterschätzt. Anfangs schienen die Krieger des dunklen Volkes durch ihre angeborenen Gaben, ihre Ausbildung und ihren Siegeswillen dem jungen Volk weit überlegen. Schließlich mußten aber auch sie erkennen, dass die Menschen ebenfalls außergewöhnliche Persönlichkeiten hervorbringen und sich sogar den widrigsten Umständen anpassen können. Erstaunlich wie erschreckend waren auch der Schaffenstrieb, die rasch anwachsende Größe und die schnelle Ausbreitung dieses Volkes. Innerhalb von wenigen Jahrhunderten schufen die Menschen größere Reiche als jedes andere Volk, und auch wenn nicht alle Reiche von dauerhaftem Bestand waren, so galten doch einige als Gefahr für die alten Rassen und vor allem natürlich für das dunkle Volk. Angesichts der Größe der verschiedenen Menschenvölker legen Dunkelelfen im Kampf gegen sie daher mehr Wert auf Verrat und Intrige als auf einen offenen Kampf. Sie schüren den Streit und die Missgunst im menschlichen Volk und ziehen daraus ihren Vorteil. Nur gelegentlich gibt es offene Scharmützel mit Menschen.
Orks
Orks dienen den unerbittlich nach Macht strebenden Dunkelelfen vor allem als billige Arbeitskräfte und Lohnkrieger, um in der ersten Welle die Feinde zu schwächen. In den Reihen der Dunkelelfen werden Orks allenfalls geduldet. Doch wehe denen, welche die orkische Intelligenz unterschätzen. Es ist eine Rasse mit einfacher Hierarchie, das gewiss leicht zu beeindrucken und zu steuern ist, doch hat schon manches vorlaute Wort gegen Orks auch einem Dunkelelfen schon den frühen Tod gebracht. Es ist eher ein vorsichtiges gegenseitiges Umschleichen – ein gefährlicher Tanz – als ein Bündnis zwischen den beiden Völkern.
Zwerge
Zwerge und Dunkelelfen sind seit dem ersten Zusammentreffen Feinde, denn als das dunkle Volk vor Tausenden von Jahren in ihre neue Heimat unter die Erde geführt wurde, verdrängte es die Zwerge aus einem Teil ihres Lebensraumes und versklavte sie schließlich sogar, als es erkannte, dass sie ausgezeichnete Bergleute und Schmiede sind. Seit dieser Zeit werden Zwerge immer wieder gerne gejagt und versklavt, wenn sich eine passende Möglichkeit bietet.
Als Folge aus diesen Ereignissen begannen die Zwerge sich mit den anderen Rassen zu verbünden, so dass etliche Bündnisse – in jüngerer Zeit vor allem mit den Menschen – entstanden. Zahlreiche Kämpfe und Schlachten wurden gegen die Eindringlinge ausgetragen. Wenngleich die Dunkelelfen daraufhin auch einige Niederlagen hinnehmen mußten, verfügen sie auch in der heutigen Zeit noch immer über genug Städte, um sich in der lichtlosen Welt behaupten zu können. Die Wege der Dunkelelfen und Zwerge werden sich daher auch in Zukunft kreuzen – vor allem da die überaus stolzen Zwerge die ihrem Volk angetane Schmach der Sklaverei sicher nicht ungesühnt lassen.
Wahrscheinlich ist es der ungebrochene Wille der Zwerge nach Rache oder ihr Streben nach einer ähnlichen Hochkultur und die damit verbundene Behauptung gegenüber den anderen Völkern in der freien Welt, die diesen Zwist immer wieder schürt, wenn sich die Wege der Dunkelelfen und Zwerge kreuzen.
Sprachkenntnisse
Dunkelelfen sprechen Deshinteh, eine Sprache, die sich über mehrere Jahrhunderte und Jahrtausende immer mehr von der elfischen Sprache entfernt hat. Trotz dieser Abwendung vermag das dunkle Volk aber noch immer einige grundlegende Worte oder gar Redewendungen der alten Sprache zu verstehen. Zudem verstehen Dunkelelfen auch die menschliche Sprache und haben sich auch in ihrem Gebrauch geübt, wenngleich sie einen recht eigenwilligen Dialekt sprechen, der durch die Gewöhnung an ihre eigene Sprache begründet ist.
Grundlegendes zur dunkelelfischen Magie
Ebenso wie seine Verwandten verfügt das dunkle Volk über die Gabe, ein Gespür für ihre Umgebung und das magische Gewebe in ihnen und um sie herum zu entwickeln. Aber auch wenn Dunkelelfen die Magie daher ebenfalls auf ganze andere Weise als Menschen wahrnehmen, fehlt ihnen das Gespür für die Harmonie mit der Magie. Zwar fühlen sie sich von der Magie umgeben und durchdrungen, doch sehen sie sich nicht als Teil von ihr. Vielmehr sehen sich Dunkelelfen als Weichensteller, die das magische Gewebe ihren Zwecken entsprechend umformen und den Fluss der Magie umleiten. Allein sie und ihre Handlungen bestimmen die Richtung der Magie und die Art ihrer Manifestation. Es ist daher auszugehen, dass es Dunkelelfen abhängig von ihrer Erfahrung und Begabung in jeder Umgebung gleich leicht oder schwer fällt, ihre Kräfte zu nutzen.
Wie ihre Verwandten nehmen Dunkelelfen das magische Gewebe auf die Art wahr, die ihrer Persönlichkeit am ehesten entspricht. Es kann sich dabei um Bilder, Farben, Formen, Klänge oder Muster handeln, die sie verändern, neu ordnen oder erschaffen, um ihre Magie zu wirken.
Eine Vereinheitlichung ihrer Zauber vermeiden Dunkelelfen, da diese nicht auf ihre Persönlichkeit Rücksicht nimmt. Auch wenn Dunkelelfen durchaus alte Aufzeichnungen studieren, um neue Anregungen für ihre eigenen Zauber zu finden, so bevorzugen sie es, durch Lehrmeister des eigenen Hauses in die Kunst des Magiewirkens eingeführt zu werden. Dabei ist ihnen vor wichtig, Einblicke in neue Möglichkeiten zu erhalten. Ob diese dann auch zu ihrem Wesen passen, müssen alle Dunkelelfen für sich selbst entscheiden.
In gewissen Maßen verfügen alle Dunkelelfen über magische Kräfte. Auch wenn sie nicht, den Weg eines Magiers oder einer Priesterin der Shiraleth beschreiten, vermögen sie eine Vielzahl kleinerer Zauber zu wirken, die ebenso unscheinbar wie nützlich sind. Hierzu gehören vor allem solche Zauber, welche die Fingerfertigkeit verbessern, den Blick schärfen oder den Hall der Schritte in Höhlen dämpfen.
Die Magie der Dunkelelfen – Ihre Ausprägungen
Natürliche Magie – Allgemein
Die natürliche Magie ist jene Form, die alle Dunkelelfen unabhängig von ihrer spezifischeren Ausbildung beherrschen können. Ihre Anwendung ergibt sich aus der Situation heraus gewöhnlich im alltäglichen Leben, in besonderer Deutlichkeit aber auch bei Gefühlsregungen oder in Gefahrensituationen..
Wenn Dunkelelfen ihre Sinne anstrengen oder ihre Fingerfertigkeit nutzen, um erfolgreicher ihrem Handwerk oder der Jagd nachgehen zu können, setzen sie ihre magischen Kräfte unbewußt und selbstverständlich ein ohne dies willentlich herbeiführen zu müssen. Ohne große Anstrengung können sie sich so plötzlich rascher bewegen, um einem wilden Tier zu entkommen oder ihm nachzustellen, sich rascher in Höhlenspalten zu verbergen oder auch ihre Waffe oder ein Werkzeug leichter handhaben. Priesterinnen oder Magier vermögen sogar Verteidigungszauber ohne große Vorbereitung zu wirken.
Aufgrund der Natürlichkeit dieser Ausprägung der Magie sind zu ihrer Nutzung keine besonderen Handlungen – Gesten, Worte oder gar Formeln – notwendig. Allerdings können sich mitunter auch unerwünschte Nebenwirkungen einstellen, da Dunkelelfen ihre angeborenen Kräfte geradezu unterdrücken müssen, wenn sie diese nicht nutzen möchten. Äußern kann sich dies dann in einem Verlust der Kontrolle über ihre angeborenen Kräfte, was zu einer zu starken, zu geringen oder untypischen Nutzung gegen ihren Willen führen kann.
Natürliche Magie – Nachtsicht
Das bekannteste Beispiel für natürliche Magie ist wohl die Fähigkeit der Elfen und Dunkelelfen, selbst im Dunkeln noch recht gut sehen zu können. Wenngleich diese Fähigkeit weder unter Elfen noch unter ihren dunklen Verwandten mit einem eigenen Namen bezeichnet wird, ist sie mittlerweile durch Menschen, die Kontakt zu Elfen hatten, unter dem Namen „Nachtsicht“ bekannt.
Ihre Nutzung zeigt sich aufmerksamen Beobachtern durch ein kurzes Glitzern oder Schimmern der Augen und bewirkt eine Aufhellung der Umgebung. Unter ihrem Einfluss scheint alles in einen sanften blauen Schimmer getaucht, welcher von tausend Sternen zu kommen scheint.
Auch wenn diese Fähigkeit der elfischen Rassen noch immer abergläubische Menschen zu beunruhigen vermag, so ist sie zumindest für jene Menschen, die bereits Kontakt mit Elfen oder ihren dunklen Verwandten hatten, nicht mehr sonderlich überraschend. Dennoch halten auch manche der Kundigen noch immer einen Moment inne, um die wundersame Veränderung der Augen, welche mit der Anpassung der Sicht einher geht, neugierig zu betrachten.
Natürliche und willentliche Magie – Der schmerzhafte Verlust des Seelentiers
Mit der Hinwendung zu ihrem neuen Verständnis der Magie und den Lehren der Shiraleth haben die Dunkelelfen auch jene äußerst kostbare Gabe verloren, welche die natürliche und willentliche Magie verbindet.
Seitdem Dunkelelfen nicht länger auf die Harmonie der Kräfte und ihre Bedeutung für die Welt achten, fehlt ihnen der Bezug zur Welt und den Lebewesen um sie herum. Somit vermögen sie es auch nicht länger, sich in diese einzufühlen, um ihr Seelentier erkennen zu können. Da dies aber die Voraussetzung ist, um die Gestalt ihres Seelentieres annehmen zu können, sind sie nicht länger zu solch einer Veränderung fähig.
Dennoch sind einige Dunkelelfen in der Lage, ohne vollkommen willentliche Magie eine andere Form anzunehmen, indem sie der Leere in ihrer Seele eine greifbare Gestalt geben. Ein so erschaffenes Wesen kann zwar existieren, doch zeigt sich in ihm nicht das Glück und die Zufriedenheit eines Seelentieres. Vielmehr ist es eine schattenhafte Gestalt, die mehr den Schmerz über den Verlust als die Freude über die Verwandlung zeigt. Die starke Erinnerung an das Verlorene kann die Verwandlung ungewollt auslösen.
Da eine derart unwirkliche Gestalt natürlich einen gewissen Nutzen hat, wenn man sich verbergen muss, verwandeln sich Dunkelelfen manchmal ganz bewußt in sie. Denn wer achtet schon auf einen Schatten, der mit anderen Schatten verschmolzen ist, wenn es gilt, einem Flüchtigen nachzueilen. Der Preis für eine solche Verwandlung ist allerdings hoch. Sobald Dunkelelfen ihrem Seelenschmerz eine greifbare Gestalt geben und ihm damit freien Lauf lassen, werden sie von so großer Trauer und Qual überwältigt, dass sie hilflos zusammenbrechen können und dann solange in dieser Gestalt gefangen sind bis sie ihre Gefühle wieder beherrschen. Wer dies einmal erlebt hat, wird sicher nur in größter Not auf diese Möglichkeit zurückgreifen.
Je mehr sich Dunkelelfen allerdings auf ihr altes Erbe besinnen und ihr Herz der Welt um sie herum öffnen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie auch wieder lernen, ihr Seelentier zu erkennen. Je stärker sie wieder auf elfische Weise leben, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie erneut lernen, ihr Seelentier zu erkennen. Vielleicht vermögen sie es gar, ihrem Schatten eine tierische Gestalt zu geben.