von Sigor Haland
Auch wenn alle bekannten Götter über Anhänger verfügen und verehrt werden, gibt es nur wenige, die über eine Priesterschaft nach menschlichen Ansichten verfügen.
Aus dem Pantheon der menschlichen Götter verfügen nur Adalon, Omantis und Kathos über Kleriker. Götter des elfischen und orkischen Pantheons verfügen über keine Priesterschaft in diesem Sinne. Bei den anderen Rassen verfügen lediglich Dunkelelfen und Zwerge über die Klasse der Kleriker.
Ein Kleriker hat als Vertreter seines Gottes sein Leben allein diesem Gott gewidmet und tritt mit seiner ganzen Kraft und tiefer Überzeugung für dessen Sache ein. So sind die Kleriker die eifrigsten und treuesten Anhänger der Götter unter den sterblichen Rassen.
Dieser Glaube an ihren jeweiligen Gott ist für alle Kleriker ein fester und elementarer Bestandteil ihres Lebens, den sie niemals ausser Acht lassen. Wie sie aber ihrem Gott dienen ist je nach Glaube und Einstellung unterschiedlich, so dass jeder Kleriker seinem Gott eigene Art und Weise dient, auch wenn er in seinem Auftreten stets einen Teil des Wesens seines Gottes zu verkörpern sucht.
Manche Kleriker sehen ihre Aufgabe darin, die Gläubigen mit Rat und Tat im Kampf gegen ihre Feinde zu unterstützen und schwingt direkt neben den Kriegern den Streitkolben, um die Widersacher und ihre Verbündeten nieder zustrecken. Andere halten es hingegen für wichtig, den Glauben im Inneren zu stärken oder zu verbreiten. Sie folgen dem friedlichen Weg als Tempeldiener oder Priester und predigen die Lehre ihres Gottes, da ihnen der Kontakt zu den Gläubigen wichtiger ist als der Widerstand gegen die Feinde ihres Gottes. Manchmal dient die Macht der Kleriker aber auch dazu, die Anhänger eines Gottes nicht nur zu schützen oder zu unterweisen sondern auch mehr oder weniger auffällig zu führen oder gar zu beherrschen. So gibt es bei den Dunkelelfen einige Häuser, deren Matriarchin auch zugleich Priesterin oder Hohepriesterin ist. Eine solche Matriarchin lenkt nicht nur die Geschicke ihres Hauses sondern verkörpert die Lehre ihrer dunklen Göttin bei der Führung des Hauses.
Das Wesen und die Aufgaben der Kleriker in Beispielen:
von Koordinator Tabar
Adalonkleriker (Menschen):
Adalon steht für den Erhalt der Schöpfung und das Wohl der Menschen und aller Geschöpfe von guter Gesinnung. Ihm werden Nächstenliebe, Gnade, Heilung und Gerechtigkeit zugeschrieben.
Adalonkleriker können daher sowohl im Tempel seine Nächstenliebe und Gnade predigen, während sie sich um das Wohl der Bevölkerung kümmern, oder als Heiler umherziehen und den bedürftigen, die sie auf dem Weg treffen ihre Hilfe anbieten. Es kann aber auch sein, dass sie sich einer Abenteurergruppe anschließen, um mit ihr für eine gerechte und adalongefällige Sache zu kämpfen und ihr vielleicht als Feldscher (Feldheiler) zu dienen.
Adalonkleriker sind angenehm zu spielen, da sie die geringsten Anforderungen mitbringen und es ermöglichen, den Charglauben offen auszuspielen.
Khathoskleriker (Menschen):
Khathos ist die Verkörperung der Finsternis. Er symbolisiert die Verdorbenheit, die Fäulnis und Krankheit in den Menschen. Hass, Neid und Rachsucht werden ihm zugeschrieben. Es ist sein Ziel, die Menschen vom Glauben an die anderen Götter abzubringen, und in diesem Sinne handeln auch seine Kleriker.
Wann immer ein Khathoskleriker die Möglichkeit sieht, einen arglosen Menschen in seinem Glauben zu erschüttern, wird er diese wahrnehmen und sich an der Verzweiflung seines Opfers weiden, wenn er nicht gar versucht, es in die Arme seines dunklen Meisters zu treiben. Sie leben von der Angst und Unsicherheit der Menschen.
Khathoskleriker treffen sich mit anderen Khathosanhängern oft in alten Katakomben oder verfallenen Häusern, wo sie unentdeckt geheime Tempel errichten können. Sie bevorzugen es, Khathos verborgen zu dienen und treten selten öffentlich als Kleriker in Erscheinung. Dem Volk erscheinen sie manchmal als Wanderer, als kräuterkundiger Wanderheiler oder auch als Feldscher einer kleinen Abenteurergruppe.
Khathoskleriker sind nicht einfach zu spielen, doch in den Händen erfahrener Spieler eine echte Bereicherung für das Rollenspiel.
Omantiskleriker (Menschen):
Omantis ist vor allem als Gott des Todes bekannt. Weniger bekannt ist, dass er auch den Schlaf, die Träume und Trost bringt.
Der einzig bekannte Omantisorden ist auf Iscandia beheimatet. Neben einem kleinen Schrein unterhält der Orden zwei Spitäler für aussetzige und todkranke Menschen. Sein Ziel ist es, jenen, die sich von den Göttern verlassen glauben, eine neue Hoffnung zu geben und sie wissen zu lassen, dass sie auch im Tod nicht allein sein werden, sofern sie nicht vollends den Göttern entsagen.
Die Kleriker verbreiten ihre Trostbotschaft vor allem in der näheren Umgebung ihres Ordens. Sie dienen in den Spitälern als Wegbegleiter für die Todkranken und bemühen sich, ihren körperlichen und seelischen Schmerz zu lindern. Zudem besuchen sie verzweifelte Familien, die um geliebte Angehörige trauern – unabhängig davon, ob diese in der Obhut des Ordens oder anderweitig verstorben sind. Wichtig ist den Klerikern nicht, dass die Menschen zu den Göttern beten sondern dass die Menschen die Götter nicht vollends aus ihren Herzen verbannen.
Nur selten verlassen Omantiskleriker den Orden. In diesen wenigen Fällen handelt es sich meist darum, ihre Botschaft auch in anderen Landesteilen zu verbreiten oder Menschen zu helfen, die zu schwach sind, um noch in die Spitäler zu kommen.
Als Spielercharaktere eignen sich Omnatiskleriker nicht, da sie große Einschränkungen mit sich bringen.
Shiralethkleriker (Dunkelelfen):
Auch wenn Shiraleth keine Göttin sondern eine Daerunimfürstin ist, gibt es doch eine Priesterschaft, die ihr mit aller Hingabe dient. Ihr werden Hochmut, Missgunst, Selbstsucht und Selbstverliebtheit zugeschrieben und ihre Klerikerinnen mühen sich nach Kräften, dies in ihrem eigenen Verhalten widerzuspiegeln.
Sie sind immer darum bemüht, ihren eigenen Status zu verbessern und vor anderen zu verteidigen. Shiraleth dienen sie einzig aus Respekt vor ihrer Macht und dem Wunsch, an dieser Macht teilzuhaben. Andere Priesterinnen sind für sie vor allem Konkurrenten.
Klerikerinnen dieses Glaubens sind gewöhnlich sehr erfahren in der Intrige, der Manipulation und der Täuschung. Gleichwohl gibt es auch für sie festgelegte Regeln und Grenzen, die sie niemals überschreiten werden. Sie dulden keinen Verrat an ihrer Göttin und sind stets bereit in Ungnade gefallene Dunkelelfen angemessen zu bestrafen.
Shiralethklerikerinnen können ebenso Tempeldienerinnen wie auch Anführerinnen oder Begleiterinnen von Abenteuergruppen sein. Sofern sie nicht gerade geheime Absichten haben, treten sie sehr stolz auf und zeigen deutlich, welchem Glauben sie angehören.
Shiralethkleriker erfordern erfahrene Spieler, da sie anspruchsvolles Rollenspiel und große Macht in sich vereinen.
Isguhram (Zwerge):
Isguhram ist geradezu eine Verkörperung des Idealbilds der Zwerge. Neben Bodenständigkeit, Ehrgefühl, Tapferkeit und Unbeugsamkeit führt das Kleine Volk auch seine Liebe zur Schmiedekunst auf ihn zurück.
Seine Kleriker sehen ihre Aufgabe vor allem im Schutz ihres Volkes und in der Ausrottung alles Bösen.
Während viele Zwerge Isguhram durch das Betreiben des Schmiedewerks huldigen, dienen ihm die Kleriker vor allem im Tempel, wo sie regelmäßige Dankgottesdienste abhalten und stets von neuem die Treue der Zwerge zu Isguhram festigen. Zudem finden sich Isguhramkleriker oft bei der Segnung des typisch zwergischen Getränks, des Bieres, zu seinen Ehren. Trifft man sie in einer Abenteurergruppe, so wird man feststellen, dass sie vor allem auf das Einhalten seines Kodexes achten, aber auch segnend oder heilend ihren Gefährten beistehen, wenn sie sich als würdig erwiesen haben.
Isguhrampriester sind wie Adalonpriester recht angenehm zu spielen. Sie erlauben es, den Glauben öffentlich zu zeigen, haben im Rollenspiel ein gewisses Ansehen und sind (für Zwerge) recht zugänglich.
Der Werdegang eines Klerikers:
Alle angehenden Mönche und Kleriker beginnen ihr Leben im Dienste eines Gottes gewöhnlich als Novizen eines Klosters oder eines Tempels beginnen, doch die Wege bis zu dieser Entscheidung sind manigfaltig.
Manche Novizen fühlen sich bereits während der Jugend wegen ihrer eigenen Hilfsbereitschaft und ihres tiefene Glaubens zum Priester berufen. Andere fühlen sich aufgrund eines besonderen Ereignisses, eines Traumes oder einer Vision zum Götterdienst berufen, in der Annahme, dass die Götter sie auf diese Weise in ihren Dienst nehmen wollen. Mitunter geschieht es aber auch, dass eine reuige Seele nach einem Lebenswandel einen besseren Weg im Leben sucht und als Mönch in einem Kloster um Aufnahme bittet.
Novizen der Shiralethtempel zeichnen sich aber auch dadurch aus, dass sie nach Macht streben und ihrem Haus zu mehr weltlicher Anerkennung verhelfen wollen, während für Novizen der Isguramtempel der Dienst an ihrem Gott zusammen mit der Hilfe, die sie dem Zwergenvolk gewähren können, im Vordergrund steht und ihnen die weltliche Macht, die mit ihrer Aufgabe verbunden ist, nicht so wichtig erscheint.
So hat ein Teil der Priester schon vorab im Tempel ihrer Gottheit ausgeholfen, jedoch gibt es auch viele, die lange im Tempel dienen, ohne zum Akolyten berufenzu werden, weil sie nicht die notwendigen Fähigkeiten haben, um ein Priester ihres Gottes zu werden. Ein nicht zu übersehender Teil der Kleriker hat Jahre einen anderen Beruf wie Krieger oder sogar Bauer ausgeübt, bevor er durch das Einwirken seines Gottes, mag es eine Vission, ein Traum oder ein einfaches Zeichen sein, zu ihrer Bestimmung berufen wurde. Andere finden durch einen geänderten Lebenswandel den Pfad zu einem Gott. Bei ihnen steigt manchmal das Interesse an ihm und seiner Lehre solange, dass sie ihr leben nur noch ihm widmen wollen.
Die vielen Wege haben jedoch eines gemeinsam, denn letztenendes bestimmt ein Gott, wer zu einem seiner Kleriker wird. Und einige Götter erfreuen sich an bizzaren Wegen, um ihre Anhänger zu bestimmen.
Das Stufensystem
Die Laufbahn eines jeden Klerikers ist geprägt von vier Stufen. Mit Erreichen jeder höheren Stufe steigen Ansehen und Macht des Klerikers, aber die Pflichten und Verantwartungen steigen in größerem Maße.
Stufe 1
Am Anfang des Lebens als Kleriker sind die meisten verunsichert. Die Gegenwart eines Gottes und ihre neue große Verantwortung machen es schwer sich in die neue Rolle einzugewöhnen. Viele suchen Rat bei weiseren Priestern und assestieren ihnen bei Ritualen und Zeremonien in den Tempeln ihrer Gottheiten. Auch erhalten sie meist Unterricht von den weiseren Priestern und lernen so wie man einem Gott als Priester dient. Andere erlangen alleine in einer langen Reifungszeit die nötige innere Stärke. Dies mag schwierig sein, doch gibt es einige, die nach dieser entbehrungsreichen Zeit ihren Göttern würdig dienen. Ein Teil jedoch kann es überhaupt nicht schaffen ihrem Gott gerecht zu werden und zerbrechen an der starken Verbindung zu ihm. Diese Unglücklichen sterben oder werden wieder einfache Anhänger ohne dem Rang eines Klerikers.
Stufe 2
Nach einiger Zeit wird sich der Kleriker in seiner Aufgabe gefestigt haben. Er ist nun fähig seinen Gott zu repräsentieren und ist unter den Anhängern des selbigen Gottes ein geschätzter Ratgeber und Begleiter, dessen Wort immer in Betracht gezogen wird. Nun wird der Kleriker seiner Bestimmung nachgehen, egal wie sie schlußendlich aussehen mag. Einige nehmen jetzt die Stellen der Priester und Prediger in den Tempeln ihrer Götter ein. Dort verbreiten sie ihre Lehre und führen die notwendigen Rituale durch, um die Anhänger ihres Gottes im inneren zu stärken. Andere hingegen ziehen tatkräftig in den Landen umher, um dort, wo es notwendig ist, mit Wort und Tat für die Ideale ihres Gottes einzutreten. Sei es alleine oder mit einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten, der sie manchmal sogar vorstehen.
Stufe 3
Manche Priester werden von ihren Göttern zu höherem Wirken berufen. Sie stehen den Ritualen in den Tempeln ihrer Götter vor oder beraten und leiten die Heere, die ihre Götter unter den sterblichen Wesen haben. Ihnen ist es gestattet mächtige Wunder zu verbringen und eine hohe gesselschaftliche Position einzunehmen, doch ist dies auch mit großer Pflicht verbunden. Ein höherer Kleriker braucht sehr viel Zeit, um seinem Gott gerecht zu werden und mit ihm auf deren Ziele hin zu arbeiten . So wird man ihn immer im Namen seines Gottes sehen und nur sehr selten als Privatperson. Die höheren Stellen in den Orden und Tempeln der Götter werden meist von Klerikern ab diesem Rang eingenommen.
Stufe 4
Wenige Kleriker sind dazu bestimmt die obersten Vertreter ihres Gottes auf Ashkantra zu werden. Sie vollbringen Wunder, die für normale Menschen unvorstellbar sind, und leiten oftmals den Tempel ihrer Gottheit oder sogar den gesamten Klerus. Die höchsten Kleriker sind den normalen Menschen oftmals so fremd wie die Wesen aus den Reichen der Göttter, da ihr Leben nur noch aus dem Dienst an den Zielen ihrerer Gottheit besteht. Diese Ziele sind im Laufe des langen erfahrungsreichen Lebens auch die ihren geworden und bestimmen ihr Wesen und ihr Handeln.