Zuständig für: Hexen
Status: Halbgöttin
Titel: Hexenweib, Mutter der Hexen
Symbolhafte Darstellung: Violette Augen, die aus einem Luftwirbel hervorschauen
Banner: violettes Auge (auf schwarzem Grund)
Attribute: Leidenschaft, Wildheit, Temperament
Aussehen & Auftreten:
Erzählungen berichten von der Erscheinung Siridias in Gestalt einer jungen Frau mit langem, schwarzem Haar, gekleidet in feinen Stoff und ohne Schuhwerk. Das auffälligste an ihr seien jedoch ihre violetten Augen gewesen, welche unter Menschen recht ungewöhnlich sind.
Ziele:
Das Weitertragen ihrer Gabe und das Bestehen der Hexen in geregeltem Maße. Niemals soll die Magie der Hexen jedoch etwas Wissenschaftliches wie die der Magier werden, daher wird auch nicht für Siridia und ihre Gaben „geworben“.
Verbündete:
Keine
Gegner:
Auch wenn man Alianda nicht zu Siridias Feindinnen zählen kann, so hegt die Hüterin des Lebens ob ihrer Abstammung doch auch keine große Freundschaft für sie.
Wie ihr gedient wird:
Siridia wird im eigentlichen Sinne nicht „gedient“. Was man ihr zu Ehren vollbringt, sind Rituale und Feste – wie das große Fest zum Namenstag Siridias –, bis hin zu gewissen Opferungen. Als Beispiel soll hier ein Dankesritual beschrieben werden.
Das Dankesritual wird von den Hexen am häufigsten praktiziert. Es wird angewandt um Siridia für die Gabe, welche die Hexen durch sie in sich tragen, zu danken. Meistens wird es an einem Wechsel der Jahreszeiten vollführt.
Der Vorgang selbst besteht darin, dass sich alle Hexen vollkommen reinigen. Vor dem Ritual hat also eine jede Hexe ihren Körper zu waschen und zu pflegen, meistens werden auch noch Kräuterextrakte aufgetragen, um einen besonderen Duft zu bewirken.
Danach wird mit Kreide oder bevorzugt mit Salz auf einer weiten und freien Fläche ein Kreis gezogen. Auf jenem werden dann gleichmäßig jeweils sechs weiße und sechs schwarze Kerzen verteilt – jeweils Schwarz und Weiß im Wechsel nebeneinander – und dann entzündet.
Alle Hexen stellen sich nun zwischen je zwei Kerzen und warten darauf, dass die Ritualshexe das Ritual einläutet. Dies geschieht, indem sie niederkniet und zu Siridia spricht, um deren Aufmerksamkeit zu erreichen. Ist dies getan, so werden die Opfergaben an Siridia, meistens Kräuter, Speisen, edle Düfte oder ähnliches, in die Mitte des Kreises gelegt, woraufhin von allen Hexen ein leiser Singsang angestimmt wird.
Die Ritualshexe beginnt nun, ein Dankesgebet an Siridia zu sprechen, wobei sie aufrecht steht und beide Arme zum Himmel erhoben hat. Der Singsang der Hexen wird währenddessen beibehalten.
Danach werden die Opfergaben unter Zuhilfenahme der Fähigkeiten der Hexen verbrannt, um sie so mit Siridias eigener Magie zu ihr zu tragen.
Das Ritual endet mit dem sorgfältigen Verwischen der Konturen des Kreises.
Das Reich:
Siridia verfügt über kein eigenes Reich sondern existiert als Seele im Reich des Todesgottes weiter.
Die Geschichte:
Siridias Mutter war eine Arkane aus dem Geschlecht der Menschen. Sie führte ein recht wildes und eigenwilliges Leben, in welchem sie sich neben ihren Studien der Magie auch dem einen oder anderen Laster hingab. Diese Umstände provozierten nicht nur Missgunst und Geschwätz unter ihren Mitmenschen, sie erregten auch die Aufmerksamkeit Harls, der eines Nachts die Welt der Sterblichen betrat und die seltsame Magierin zu umgarnen begann, bis sie schließlich seiner Verführung erlag.
Ein harmloses Abenteuer sollte es nach Harls Willen sein, doch blieb sein ungestümes Verhalten nicht ohne Folgen: Im Winter darauf, während einer stürmischen Nacht, genau zur Stunde zwischen dem alten und dem neuen Jahr, gebar die junge Frau ein Mädchen, mit rosigen Wangen und schwarzem Haar. Einzig der violette Schimmer in ihren Augen zeigte, dass es kein gewöhnliches Kind war.
Unter den anderen Göttern, insbesondere bei Alianda, stieß dieses Ereignis auf keine große Gegenliebe. Das nachlässige Weitergeben der Göttlichkeit galt im Pantheon als großer Frevel, war dieses Geschenk – und mochte der Anteil auch noch so gering sein – doch etwas Besonderes, das nur wenigen Auserwählten zuteil werden durfte.
Der Vorfall blieb für Harl nicht ohne Strafe. Sollte er noch einmal mit jener Sterblichen oder gar ihrer Tochter in Verbindung treten, so lautete der göttliche Beschluss, würde er seine Göttlichkeit verlieren und zu einem Menschen werden. Angesichts solcher Aussichten willigte Harl, der die Vorzüge des Götterlebens über alles schätzte, rasch ein, Geliebte und Tochter zu verlassen.
Aufgewachsen allein bei ihrer Mutter, versuchte sich Siridia bereits sehr früh durch Studien und Wissen ihren Weg durch das wirre Gewebe der Magie zu bahnen. Viele, von Fehlschlägen und Frustration geprägte Versuche waren notwenig, doch sollten sich die zu Tage getretenen Gefühle eines Tages als nützlich erweisen. Denn unvermutet begannen jene langsam das magische Gewebe zu verändern und neu zu formen. Im Laufe der Jahre wuchs Siridias Verständnis für diese von Wildheit bestimmte Art der Magie, so dass sie diese immer besser zu bändigen und schließlich auch durch ihr väterliches Erbe zu kontrollieren wußte. Durch diesen Erfolg ermuntert, bemühte sich Siridia stets, ihre Kunst zu erweitern und zu verfeinern.
Von den Magiern, die hochmütig auf diese ungewohnte Art der Magie herabblickten, wurde sie aber nur belächelt. Und um sich von ihr abzugrenzen, nannten sie die junge Frau, die von der Wissenschaftlichkeit der Magie nichts wissen wollte, schließlich „Hexe“. Zunächst darüber verärgert, entschloss Siridia sich jedoch später, diesen Namen weiterzuführen als Zeichen ihrer Andersartigkeit, welche sie ihrer Meinung nach nur besser als die Magier machte. So wurde Siridia als die erste graue Hexe bekannt.
In ihrem 20. Lebensjahr – im gleichen Alter wie ihre Mutter sie zur Welt gebracht hatte – schenkte Siridia zwei Kindern das Leben. Es waren zwei Mädchen, die wie sie unter dem gemeinsamen Licht der drei Monde Tauvils das Licht der Welt erblickten. Angesichts ihrer Freude als Mutter kümmerte es Siridia nicht, die durch Harls Blut erlangte Unsterblichkeit an ihre Kinder weitergegeben zu haben. Doch die Götter, denen wohl bewußt war, welche Folgen dies haben könnte, handelten rasch und nahmen ihr und ihren Kindern diese Macht. So gehören Siridia und ihre Nachkommen trotz ihrer Herkunft ausnahmslos zu den Sterblichen. Lediglich ihre besondere Begabung für die Magie blieb Siridia erhalten und spendete ihr bis ins hohe Alter Trost. Aber durch den Verlust der Unsterblichkeit blieb nicht aus, dass auch sie, obgleich sie selbst dann noch keine Spur des Alters zeigte, schließlich dem Ruf des Todesgottes folgen musste. In seinem Reich fand ihre Seele endlich nach einem turbulenten Leben die verdiente Ruhe.
Die beiden Mädchen indes verbrachten eine unbeschwerte Kindheit und wuchsen zu jungen Frauen heran. Äußerlich glichen sie sich wie ein Ei dem anderen. Die Zeit sollte jedoch zeigen, dass diese Zwillinge so unterschiedlich waren, wie man es sich nur denken konnte. Während die eine sich hilfsbereit und umgänglich zeigte, ihre Mitmenschen achtete und stets freundlich zu jedermann war, begegnete die andere ihrer Umwelt mit Arroganz und bisweilen gar Bosheit. Schnell machte sich bemerkbar, dass beide Töchter einen Teil der Gabe ihrer Mutter geerbt hatten. Anders als Siridia nutzten sie aber verschiedene Wege ihrer emotionalen Fähigkeit: So entstanden die weiße und die schwarze Magie, welche alle Hexen und Hexer bis heute voneinander unterscheidet.
Die emotionale Magie wurde fortan weiter vererbt, und jeder Nachkomme der beiden Töchter Siridias trägt die Gabe in sich: Eine Linie die schwarze, die andere Linie die weiße Magie. Doch nur bei jenen Kindern, die unter dem gemeinsamen Licht der drei Monde Tauvils zur Welt kommen, setzt sich diese Fähigkeit auch durch.
Siridia, die einzige Hexe, die beide Linien in sich trug, wird von ihnen sogar heute noch als Mutter der Hexen und Halbgöttin verehrt.