Zuständig für: Menschen (Handel, Handwerk, Reichtum, Schifffahrt)
Status: Gott der Handwerker
Titel: Gott der Händler, Gott des Handwerks, Meister der Münze
Symbolhafte Darstellung: Geldbeutel mit einem Ring darüber
Banner: Geldbeutel mit Ring auf blauem Grund
Attribute: Fleiss, Kunsthandwerk, Sparsamkeit, Handel, Geiz, Eigennutz
Aussehen & Auftreten:
Was Benu an Körpergröße fehlt, gleicht er zweifelsohne durch seinen Leibesumfang aus. So hoch wie breit, könnte man beinahe meinen, wenn der Gott des Handels forschen Schrittes vorüberschreitet. Nichtsdestotrotz strahlt der Meister der Münze eine beeindruckende Autorität aus. Nur in kostbarste Stoffe schillernder Farben hüllt er seinen massiven Leib, Umhänge von golddurchwirktem Brokat liegen über seinen Schultern, feinstes Leder kleidet seine Füße, und an allen nur möglichen Stellen trägt er offen die kostbarsten Schmuckstücke zur Schau. Sein breites, gutmütig anmutendes Gesicht wird beinah komplett verdeckt von einem pechschwarzen Bart, während unter einer breiten Hutkrempe aufmerksam blickende, dunkle Augen hervorstechen.
Seine bisweilen an den Tag gelegte Arroganz erinnert wohl noch an die Zeit unter seinem Lehrmeister Isguhram, doch Benu kann auch recht umgänglich sein und ist immer zu einem Scherz aufgelegt, außer natürlich in geschäftlichen Angelegenheiten.
Ziele:
Auch wenn der Auslöser für seine Feindschaft mit Harl in grauer Vorzeit liegt, sind dessen Folgen doch allgegenwärtig. Und so ist es Benus Anliegen, die Händler und Handwerker zu schützen, insbesondere natürlich vor Verlusten durch Diebesgesindel.
Verbündete:
Zu seinen Freunden zählen vor allem Isguhram und Adalon.
Den übrigen Göttern steht er neutral gegenüber, da ein jeder – ob gut oder böse – für seine Fähigkeiten Verwendung findet.
Gegner:
Harl, unter anderem der Schutzpatron der Diebe, ist der einzig wirkliche Gegner von Benu.
Wie ihm gedient wird:
Anhand eines Beispiels lässt sich Art und Weise von Benus Beistand recht gut erklären:
In früheren Tagen lebte ein junger Mann in den Reichen Ashkantras, der die Kunst des Goldschmiedens für sich entdeckt hatte. Fleißig ging er seinem Handwerk nach, lernte begierig den Umgang mit den feinen Werkstoffen, und jeden Abend, wenn er von seiner kleinen Schmiede den Heimweg antrat, besuchte er den Schrein Benus, um ihm für seine Gaben zu danken, und einen kleinen Obolus – meist in Form eines Schmuckstücks oder ein paar Münzen – an ihn zu entrichten. Wohlwollend verfolgte der Handwerksgott die Fortschritte seines jungen Anhängers und ließ seine aufopfernde Arbeit alsbald erfolgreich Früchte tragen.
Die Jahre gingen ins Land, und aus dem vielversprechenden Schüler wurde ein angesehener Meister seiner Zunft. Doch mit dem Erfolg stellte sich auch der Übermut ein. Die Gaben an Benu wurden zusehends weniger, bis der Goldschmied sie eines Tages ganz vergessen hatte. In ausschweifendem Luxus brachte er sein Leben zu, ohne auch nur noch einen Gedanken an seinen Gönner zu verschwenden.
Mit Argwohn betrachtete der Gott der Händler nun diese Entwicklung, der Undank machte ihn wütend, und so stellte er innerhalb kürzester Zeit seine Unterstützung ein.
Beinah wie über Nacht verlor der Goldschmied Hab und Gut, seine Arbeiten waren von so schlechter Qualität, dass nicht einmal die Bauern mehr ihre Pferde von ihm beschlagen ließen. Zu guter letzt wurde er mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt.
Darum ist ein jeder Händler oder Handwerker angehalten, Benu zu ehren und ihm für seine Gabe zu danken, denn allzu schnell könnte die Quelle für den Erfolg versiegt sein.
Das Reich:
Das Reich des Handelsgottes lässt sich vielleicht vergleichen mit den fürstlichen Schatzkammern Ashkantras, richtet man sich nach menschlichem Ermessen. Doch zu prunkvoll, pompös und überwältigend gestalten sich diese Säle, die jedem Händler Tränen der Freude in die Augen treiben mögen.
Beginnend bei den Böden von feinstem Marmor, aus denen goldverzierte Säulen bis in unendliche Höhen wachsen; die Decke gekrönt von einer Lichtkugel, welche strahlt wie das Sonnenlicht selbst, gleicht einem gewaltigen Himmel, dessen Horizont sich in weiter Ferne zu Wänden aus kristallveredeltem Granit wölbt. Den überragenden Höhepunkt bildet ein den Boden verzierendes Mosaik aus Rubinen, Diamanten und Saphiren in der Mitte der Halle, welches das Wahrzeichen des Gottes selbst darstellt.
Wohin das Auge schaut, bietet sich ihm der Anblick von zum bersten gefüllten Truhen mit allen erdenklichen Reichtümern und Kostbarkeiten, mit denen man ein ganzes Königreich kaufen könnte.
Die Geschichte:
Ebenso wie Harl, der Gott des Zwielichts, war Benu ursprünglich einer der göttlichen Diener. Seine Aufgabe bestand darin, Isguhram, dem Vater des Zwergenvolkes, in seiner göttlichen Schmiede zur Hand zu gehen. Den himmlischen Winden zu befehlen, den Blasebalg anzutreiben, das Metall von den Tränen des Himmels kühlen zu lassen, ein vollendetes Schwert mit Sternenstaub zu verzieren: diese Dinge gehörten zu seinem Tagwerk. Und da Benu im Gegensatz zu den anderen Dienern des Überirdischen Reiches recht klein an Wuchs und auch von eher korpulentem Umfang war, schien Isguhram ihm auch zugetan und lehrte ihn einiges.
Nun sollte es nicht lange dauern, bis aus dem Diener ein gelehriger Schüler geworden war, der den Fähigkeiten seines Meisters entschlossen nacheiferte. Und während der Zwergengott sich dem Erschaffen von vollkommenen Schwertern und reichverzierten Äxten hingab, begann Benu unbemerkt an kleineren, filigraneren Dingen zu arbeiten: Übrig gebliebene Silberstreifen verwandelte er in hauchdünnes Garn, verflocht es zu zarten Bändern und verzierte es mit einem strahlenden Splitter von Sternenstaub; mit einem kleinen Rest Gold, fertigte er einen winzigen Reif und besetzte ihn mit einem eingefangenen Sonnenstrahl. Kurzum: Der Gehilfe des göttlichen Schmiedes fertigte den ersten göttlichen Schmuck.
Gerüchte über Benus Kunstfertigkeiten verbreiteten sich schnell im Überirdischen Reich, und so dauerte es nicht allzu lange, bis Harl, der inzwischen die Göttlichkeit erlangt hatte, ihn aufsuchte, um die Schmuckstücke zu sehen. Fasziniert haftete sein Blick an dem eingeschlossenen Strahl gleißenden Lichtes, welcher einen ganz besonderen Ring zierte, und beinah war Harl versucht, jene Kostbarkeit zu stehlen. Schnell besann er sich jedoch auf ihre alte Freundschaft und bat Benu, ihm den einen Ring zu überlassen, wollte er doch um die Liebe der schönen Elfengöttin Alianda werben.
Auch der Knecht Isguhrams gedachte ihrer alten Freundschaft, doch war er aus anderem Holz geschnitzt, und so bot er dem schmachtenden Gott einen Handel an: Er selbst stellte Anspruch auf die Unsterblichkeit und würde Harl dafür das Brautgeschenk überlassen.
Wohl wusste jener um die Aussichtslosigkeit dieses Wunsches, doch da sein Verlangen nach der schönen Alianda gar zu überwältigend war, überlegte er nicht lange und griff zu einer List. Mit leeren Worten umgarnte er Benu zunächst und hieß ihn für den Erfolg des Werkes die Augen zu schließen. Voller Vorfreude tat dieser wie ihm geheißen, doch als nach einer Weile nichts geschehen war, öffnete er sie wieder. Der zwielichtige Gott jedoch war samt Ring verschwunden.
Ein anderer Gott allerdings – Adalon – hatte besser aufgemerkt und die Situation mit amüsiertem Schmunzeln verfolgt. Und auch, wenn ihm Harls Unverfrorenheit gefiel, so kam er doch nicht umhin, ein wenig Mitleid für den Betrogenen zu empfinden, der außer sich vor Zorn über diesen dreisten Betrug war.
So trat Adalon schließlich vor Benu und beruhigte mit sanften Worten zunächst den getäuschten Händler, um ihn schließlich vor den Rat der Götter mitzunehmen und dort Recht walten zu lassen. Die tiefe Enttäuschung in Benus Herz bewegte auch die anderen Götter und so gewährten sie endlich, was Harl mit falscher Zunge versprochen hatte. Als dann die Göttlichkeit ihn durchströmte, verbanden sich Benus sehnlichste Wünsche mit ihr, um aus dem Diener Isguhrams den einen zu machen, welcher über den ehrlichen Handel wachen sollte in künftigen Zeiten.
Doch auch wenn Harls Versprechen somit erfüllt worden war, so vergaß Benu doch nie den Betrug, und stets ruht sein Auge auf dem listigen Gott, wenn sich dieser in seiner Nähe herumtreibt.